ReSource / N E W S
Zeitschrift der Edition ReSource
und Reihe Mitschnitt
Nr. 5 vom 01. Januar 2000
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Edition ReSource
Reihe Mitschnitt
M. A. v. Thümmel
R. M. Gerhardt
Arno Schmidt
Karl May
Literarischer Salon |
Die Zeitschrift NEWS bringt Neuigkeiten zu den nebenan
angezeigten Themen. Dabei will sie sich nicht auf die bloße Anzeige
von Neuerscheinungen beschränken; es ist daher auch möglich,
daß hier Texte, Bilder und Töne erscheinen, die nicht in direktem
Bezug zu diesen Themen stehen. Es kann sich erst im Laufe der Zeit zeigen,
welches Gesicht diese Seite haben wird - ob sie überhaupt eins haben
wird.
- - -
Anregungen, Hinweise, Kritik, Bestellungen: Email |
Literarischer Salon:
Voraussichtlich im Januar 2000 wird hier die erste Fassung einer Anthologie
erscheinen, die vergessene und unbekannte alte und neue Texte und Bilder
und Töne versammeln wird.
Unter den ersten Beiträgen wird sein:
Eine vergessene 'Klosterscene': Das Strumpfband von Anton
Matthias Sprickmann (1749 - 1833), einer 'Randfigur' des Göttinger
Hainbundes aus Münster, einem westfälischen (!) 'Stürmer
& Dränger' . . .
Ein utopischer Roman aus dem 18. Jahrhundert: die Reise eines
Erdenbewohners in den Mars von Carl Ignaz Geiger (1756 - 1791)
- ein Werk der FrühAufklärung . . .
. . . und anderes mehr . . .
Geplant ist z.B. eine kleine Sammlung von Briefe(n) aus
dem 18. Jahrhundert: Sie soll einen kleinen Einblick verschaffen
in ein Zeitalter ohne Email; als die Menschen noch Briefe schrieben und
schreiben konnten. Umfang und Intensität dieser Schreibweise sind
heute kaum mehr vorstellbar: Ich schreibe heute an die halbe Welt, um
gelesen und beantwortet zu werden. Ich habe heute an Cramern zween Bogen
voll freundschaftliches Nichts geschrieben; nach Copenhagen, nach Hamburg,
nach Braunschweig, nach Dresden, nach Bernstadt in Schlesien habe ich nichts
wichtiges geschrieben, und nun fange ich auch an, mit Ihnen zu plaudern.
Ist dieser Tag nicht für mich ein vergnügter Tag? (Gottlieb
Wilhelm Rabener)
Es wird nicht nur "alte" Literatur veröffentlicht . . . es wird
auch Texte zu lesen und zu hören geben, die in unseren Jahrhunderten
die Literatur vorwärtsgebracht haben . . .
Moritz August von Thümmel:
B i t t e e i n e s L i e b
h a b e r s
an
seine junge Geliebte
mit der er schon einige Zeit versprochen war.
Du übertreibst, o Freundin meiner Jugend,
Den Reiz der Scham und Sittsamkeit,
Und in dem Fieber deiner Tugend
Betrügst du dich um Glück und Zeit.
Wie lange willst du noch, wie lange
Das treu´ste Bild der Ehe fliehn,
Und mir zur Qual im kurzen Uebergange
Vom Fräulein bis zur Frau — verziehn? —
Du hörst mich nicht? Geliebteste! so höre
Doch deiner ersten Mutter Rath,
Sie, die das Maas der jungfräulichen Ehre
Am richtigsten gemessen hat.
Als sie der Herr mit jedem Reiz umgeben,
Der dich jetzt schmückt; ins Leben rief,
Bewahrte sie dies jungfräuliche Leben
So lange nur, als Adam — schlief.
Die angekündigte Werkausgabe befindet sich in Arbeit. - Für die
Texterfassung stehen die Ausgaben der Sämmtlichen Werke zur
Verfügung, die in den Jahren 1820 bis 1853/54 bei G. J. Göschen
in Leipzig erschienen sind. Dieser Text soll dann später (genauer
Zeitpunkt unbestimmt) durch eine Korrektur auf der Grundlage der Erstausgaben
bzw. der von Thümmel selbst herausgegebenen Gesamtausgabe (1811),
ebenfalls bei Göschen, ersetzt werden.
Editionsplan:
Thümmel - Dossier |
bereits erschienen |
Nachrichten von Thümmels Leben |
bereits erschienen |
Das Erdbeben von Messina |
bereits erschienen |
Die Inoculation der Liebe |
bereits erschienen |
Vermischte Gedichte |
Februar 2000 |
Wilhelmine |
Frühjahr 2000 |
Die Reise in die mittäglichen Provinzen von Frankreich .. |
ab Frühjahr 2000 |
Der Text erscheint im HTML-Format. - Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß
das Gesamtwerk einmal gedruckt und gebunden als "richtiges" Buch erscheinen
kann. - Vorerst ist auf die kleine Auswahlausgabe der Edition
ReSource zu verweisen.
Am 15. Juli 1999 erschien in der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit
die Rezension einer anderen Auswahlausgabe der Reise.
Rainer Maria Gerhardt:
CEGESTES
cegestes cegestes auf der nackten haut
ist dir eine sehr schwierige figur geschrieben
die kleine rose möchte ein märchen erzählen
das kleine pferd möchte ein wenig spielen
die dornen bescheren keinen kranz
das licht von rückwärts durchleuchtet alle deine kleider
ganz barfuß mußt du tanzen
in den knien einen sehr wilden tanzschritt
das gelenkt leuchtet in der negativen nacht
das bild im fenster hat bei gewissen worten seinen charakter verloren
und immer noch glimmen kleine funken
ich kann nur in ein weit entferntes gesicht schauen
In Marbach lagern Schätze, die gehoben werden wollen. Dies dauert
seine Zeit; wahrscheinlich über die "Jahrtausendwende" hinaus. - Aber:
Was ist das schon bei einem Dichter!
Es sind einige Entdeckungen zu machen: z.B. Ein kleiner Roman,
Ein
deutsch Weihnachstspiel anno domini 1948, Erinnerungen, u.a.
(unveröffentlichte) Texte. - Sie sollten nicht in einem BlechKasten
begraben sein!
Die Arbeitsstelle für literarische Museen, Archive und Gedenkstätten
in Baden-Württemberg, Marbach am Neckar kündigt an:
Reihe: SPUREN: Uwe Pörksen:
Rainer Maria Gerhardt
in Freiburg. (noch nicht erschienen)
The Mekons: Music on MP3
Die MEKONS zählen zu den unkonventionellsten englischen Gruppen
der 80er und 90er Jahre. In ihrer Musik verarbeiten sie traditionelle
Elemente wie Folk, Country und Dub zu einer eigenständigen Form. Der
verstorbene Rockkritiker Lester Bangs nannte sie einmal die "revolutionärste
Gruppe in der Rockgeschichte" und meinte weiter: "Sie sind die besten Künstler,
die diese zugegebenerweise leicht degenerierte Form je mit ihrer feinnervigen
Ästhetik beschenkt haben."
Die MEKONS begannen ihre Karriere im nordenglischen Leeds als Punkband,
denen mit "Where Were You" (1978) sogar ein echter Punk-Klassiker gelang.
Kurz darauf bekamen sie einen Vertrag mit ,Virgin‘ und veröffentlichten
dort eine LP (,The Quality Of Mercy Is Not Strnen' - auf dem Cover der
sprichwörtliche Affe an der Schreibmaschine, was wohl den absurden
LP-Titel erklären sollte. Liveauftritte hatten jedoch Seltenheitswert,
eine 2jährige Pause schien für die Band kein Problem zu sein.
Erst durch den Streik der englischen Bergarbeiter unter Führung von
Arthur Scargill kam die Band wieder auf die Beine: "Der Streik hat die
MEKONS wieder als Live-Band zusammengebracht. Wir hatten seit ca. zwei
Jahren kein Konzert mehr gegeben. Dann kamen die ganzen Wohltätigkeitskonzerte
für die Bergarbeiter und da mußten wir oft Musiker aus anderen
Bands mit auf die Bühne holen, sonst hätten wir unser Material
gar nicht live spielen können."
Die Band gründete 1985 ihr eigenes Label ,Sin Records‘, auf dem
dann auch ihre nächsten Platten erschienen: "Fear & Whiskey" (1985),
"The Edge Of The World" (1986) und "Honky Tonkin" (1987). Auf all diesen
Platten experimentieren sie mit den verschiedensten Stilelementen; von
FoIk über Country bis zu Reggae. "Fear & Whiskey", der Titel ihrer
,85er-LP deutet schon die zwei Seiten des MEKONS-Universums an. Zum einen
sind die MEKONS eine "feucht-fröhliche" Gruppe (vor allem live), auf
der anderen Seite stehen immer wieder Momente von Angst, Verzweiflung und
Weltschmerz im Vordergrund. "Mekons Rock‘n‘Roll", 1989 veröffentlicht,
war dann - wie der Name schon andeutet - die bislang Rock-orientierteste
Platte. Unter Mekonsfans gilt sie als ihre beste Produktion.
In den 90er Jahren war die Musik der Mekons ein wenig uneinheitlich,
was vor allem auch daran lag, dass Jon Langford (gt, voc.), Steve Goulding
(dr.) und Sally Timms nach Chicago zogen, aus sowohl privaten (Heiraten)
als auch musikalischen Gründen (Nähe zum Country). Neben einer
platten Rock-LP versuchten sie sich auch an einer Zusammenarbeit mit der
Schriftstellerin Kathy Acker (Pussy, King of the Pirates). "ME" war ein
Konzeptalbum über die Egozentriertheit der 90er. Neben Jon Langford
und Sally Timms hat auch der Akkordeon-Spieler Rico Bell mehrere Soloplatten
veröffentlicht. Einzig Ur-Mekon Tom Greenhalgh (Ich habe Jon eingeladen!)
lebt noch in England ein Leben abseits vom US-Betrieb. In den letzten Jahren
hat Jon Langford sowohl als Kritiker des Nashville-Kommerzes, als bildender
Künstler (Haupterwerbszweig) aber auch als Leiter der Countryband
Waco Brothers von sich reden gemacht. Im März erscheint „Journey to
the end of the night", ein neues Album, das vor allem an die Mitachtziger
Lps anknüpfen soll.
Warum gibt es die Mekons noch: „Aufzuhören hätte zu viel
Stress bedeutet." (Sally Timms)
Warum kennt sie kein Mensch, obwohl sie laut Greil Marcus die wichtigste
Band
der 80er waren? „Totaler Verzicht auf jede Form von kommerziellem Ehrgeiz"
(Jon Langford).
Hier ein Beispiel (MP3) ihrer Musik: MEMPHIS
EGYPT, Mekons at the Museum of Contemporary Art Chicago, 20-09-97
(2oth Anniversary Show), (2,5 MB)
Georg Forster an seine Tochter
Therese (6 Jahre)
An meine kleine Therese
Meine liebe Tochter,
ich schicke dir durch die Mamsell Boulanger ein Halstuch, ein Taschenbuch
und einen Fingerhut. Das Halstuch thust du des Abends um, wenn du im Kühlen
spazieren gehst; das Taschentuch brauchst du, wenn du bei deiner Mutter
nähest, denn es ist eine Scheere[,] ein kleines Federmeßer,
eine Schnürnadel und ein Ohrlöffel drin, auch ein fleckchen Tuch
um Nähnadeln drauf zu stecken, und eine Tasche um Zwirn drin aufzuheben.
Es ist auch ein kleiner Spiegel drin; ich rathe dir aber, daß du
niemals hineinguckst, ausgenommen des Morgens, um zu sehen, ob du auch
rein gewaschen bist. - Den Fingerhut wirst du fleißig beim Nähen
brauchen[,] aber ich fürchte er ist dir noch zu groß; wenn das
so wäre, so hebst du ihn dir auf bis du größer bist.
Ich hoffe, mein liebes Kind, daß du
nun schon lesen kannst. Bald wirst du auch wohl so viel verstehen, daß
du mir auch ein paar Worte zur Antwort schreibst. Ich wäre so gern
bey dir und deiner Schwester und deiner Mutter; aber ich kann nicht zu
euch kommen, und ihr könnt nicht zu mir, weil es nun ein schlimmer
Krieg ist und wir alle kein Geld zum reisen haben. Aber ich denke alle
Tage an euch, und wenn ihr gute Kinder seyd, Du und die liebe Kläre,
und fleißig nähen, stricken, schreiben, lesen, französisch
und alles lernt, was die Mutter euch lehrt, so wird es mir vielleicht eher
möglich, euch zu besuchen und euch herzlich zu küßen. Der
Kläre habe ich nur ein Halstuch geschickt, weil sie einen Fingerhut
und ein Taschentuch noch nicht brauchen kann. Seyd immer recht lieb, und
denkt oft an euren Vater, der euch sehr lieb hat und oft recht traurig
ist, daß ihr nicht um ihn seyd. Ich will mich recht freuen wenn ich
höre, daß ihr mein kleines Geschenk erhalten habt und daß
es euch Freude gemacht hat.
Die Mutter wir Euch in meinem Namen küßen
und lieb haben und wenn ihr gern Euer Väterchen umarmen möchtet,
so lauft nur zu ihr und schickt mir eure Küße. Das wird mir
sehr viel Freude machen, wenn mirs die Mutter schreibt.
Lebt wohl, meine lieben Kinder und habt euch
lieb untereinander. Ich bin euer treuer und zärtlicher Vater
Forster.
Paris d. 16.Junius 1793
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