Vorrede und Inhaltsangabe
Vorrede.Obgleich die leidigen Poeten, Komödien- und Romanenschreiber zu glauben pflegen, sie hätten das Leben ihres Helden weit genug beschrieben, wenn sie ihn bis zur Heurath bringen: so sind doch gründliche Gelehrten der Meinung, daß die Begebenheiten nach der Heurath oft viel merkwürdiger sind, als die Liebesbegebenheiten vor derselben. Die Liebesbegebenheiten sind zwar für junge Herren und für junge Jungfern anmuthiger zu lesen; aber gemeiniglich wird diese Anmuth auf Kosten der Wahrheit verschafft: denn die verliebten Scenen werden nicht so wie sie in der Welt vorgehen erzählet; sondern so wie es das Bedürfniß des Dichters, seine Geistesgaben zu zeigen, oder die Leidenschaften seiner Leser zu vergnügen, mit sich bringt. In dieser wahrhaftigen Lebensbeschreibung hingegen, wollen wir nichts der Anmuth oder des Wunderbaren wegen erdichten, sondern alles ganz einfältig erzählen, wie es vorgegangen ist. Es wird uns
dazu nicht wenig beförderlich seyn, daß wir das Leben unsers Dorfpastors erst nach seiner Heurath zu beschreiben anfangen dürfen,
indem schon ein anderer Verfasser die Liebesbegebenheiten desselben vor der Heurath, in dem bekannten prosaisch-komischen Gedichte Wilhelmine,* beschrieben hat.
Freilich ist dieser Verfasser ein Poet, und ist daher nicht, wie es einem gründlichen Geschichtskundigen gebühret, beflissen gewesen,
eine richtige Chronologie zu beobachten und seine Erzählungen von
allen Erdichtungen rein zu erhalten. Es sind daher manche Umstände
sehr verdächtig, und er scheint nicht im Stande zu seyn, eine einzige
von seinen Erzählungen, mit ungedruckten Urkunden zu belegen.
Daß er der Chronologie nicht genugsam erfahren gewesen, ist offenbar,
da er die Heurath des Sebaldus im Jahre 1762, und also, wie aus ächten brieflichen Urkunden zu erweisen, an zwanzig Jahre zu spät annimmt.
Er ist hierinn eben so unachtsam, wie sein Mitbruder, der nachlässige
Virgil, in dessen Aeneide die verpfuschte Chronologie, von den gelehrtesten Commentatoren, mit vieler Mühe kaum hat in Ordnung gebracht werden können.
In dieser wahrhaften Lebensbeschreibung hingegen, hat man die Zeitrechnung so genau beobachtet, daß man nicht allein das Jahr, sondern auch den Monath und den Tag angeben kann, wenn eine jede Begebenheit vorgegangen ist, und an vollständigen diplomatischen Beweisen wird diese Geschichte keiner andern nachzusetzen seyn. Wir haben die Vocation des Sebaldus und seine Absetzungsacte, die Predigten des Doctor Stauzius, Säuglings sämmtliche hieher gehörige Gedichte, Wilhelminens, und Sebaldus, Säuglings, Marianens, der Gräfin von ***, Rambolds und anderer Personen Briefwechsel, mit ihren Siegeln und Unterschriften, ja selbst einige sonderbare tironische Zeichen des Bauers, der den Sebaldus beherbergte, in Händen, mit welchen unverwerflichen ungedruckten Urkunden
wir jedes Wort das wir gesagt, aufs glaubwürdigste belegen können.
Sie würden im Drucke nur etwan sieben bis acht Quartbände betragen. Demohngeachtet können sie bloß aus der Ursach nicht
mit der Geschichte zugleich bekannt gemacht werden, wegen deren schon so manche trefliche Urkundensammlung ungedruckt geblieben ist; nämlich wegen des wenigen Geschmacks unsers Jahrhunderts an gründlichen Studien. Es ist dies sehr zu beklagen, aber es ist schwerlich ein Mittel vorhanden, die Bekanntmachung dieser nützlichen Urkunden zu befördern. Wir haben zwar noch einige ob gleich nur schwache Hofnung, auf den Herrn Generalsuperintendenten
Pratje in Stade und auf den Hrn. Professor Cassel in Bremen gesetzt. Diese grundgelehrten Männer haben schon so viele tüchtige Bände voll Urkunden zu der Brem- und Verdischen Staats- Schul- und Kirchengeschichte ans Tageslicht gebracht, daß sich manche Leser einbilden, man habe für so wenig interessante Wahrheit, schon viel zu viel uninteressante Beweise erhalten. Wir sind aber dieser Meinung gar nicht, sondern leben vielmehr noch der Hofnung, daß diese Herren, die beweisenden Urkunden
zu unserer Geschichte, als ein Supplement von Urkunden zur Bremischen Kirchengeschichte, durch ihre hebammliche Sorgfalt, ans Licht bringen könten; weil, wie aus der Folge erhellen wird, Sebaldus, in der Nachbarschaft von Bremen eine Zeitlang herumgewankt hat.
Sollte auch diese Hofnung fehl schlagen, so wäre der Vorschlag
zu thun, daß einmahl irgend eine Gesellschaft der Wissenschafften,
einen kritischen Auszug daraus, in einigen Bänden in Großoctav
herausgebe, oder wenn auch hiezu alle Hofnung verlohren wäre, so ist
kein anderer Rath, als daß die wenigen gründlichen Gelehrten,
welche die diplomatischen Beweise zu untersuchen pflegen, dem Verfasser eben so gut auf sein Wort glauben müssen, als die vielen leichtsinnigen Leser, die die Urkunden doch nicht ansehen, wenn sie gleich den Geschichtbüchern des breitern beygefügt sind.
Da wir übrigens eine wahre Geschichte zu erzählen haben, so
muß man in derselben weder den hohen Flug der Einbildungskraft suchen, den ein Gedicht haben müßte, noch den künstlich verwickelten
Plan, den die Kunstrichter, von Theorie und Einsicht erfüllt, den
Romanen vorschreiben. Alle Begebenheiten sind in unserer Erzählung
so unvorbereitet, so unwunderbar, als sie in der weiten Welt zu geschehen pflegen. Die Personen welche auftreten sind weder an Stande erhaben, noch durch Gesinnungen ausgezeichnet, noch durch ausserordentliche Glücksfälle von gewöhnlichen Menschen unterschieden. Sie sind ganz gemeine schlechte und gerechte Leute, sie strotzen nicht so wie die Romanenhelden von hoher Imagination, schöner Tugend und feiner Lebensart, und die ihnen zustoßenden
Begegnisse sind so, wie sie in dem ordentlichen Laufe der Welt täglich vorgehen. Solle bey allem diesem unsere Erzählung etwas langweilig werden, so trösten wir uns damit, daß mehrere gründliche
deutsche Geschichtschreiber, die die unwidersprechlichsten Thatsachen in der besten Ordnung erzählen, das nämliche Schicksal gehabt haben.
Hingegen könte der Leser vielleicht, durch die in dieser Geschichte bekannt gemachten Meinungen, in etwas schadlos gehalten werden. Denn da fast jeder Mensch seine eigenen Meinungen für sich hat: so wäre es möglich, daß unter den hier vorgetragenen Meinungen etwas neues und wenigstens in so fern interessantes vorhanden wäre. Der Titel verspricht zwar nur die Meinungen des Magisters Sebaldus, aber man könnte deshalb doch in diesem Werke vielleicht auch die Meinungen einiger andern Leute, ja wohl selbst einige Meinungen des Verfassers finden; obgleich, mehrerer Sicherheit halben, nicht gänzlich darauf zu rechnen seyn dürfte, daß alle Meinungen die er erzählt, auch die seinigen wären.
Man beliebe nicht sich zu wundern, wenn es sich etwan ergeben sollte, daß, alles wohl berechnet, in diesem Werke mehr Meinungen, als Geschichte und Handlungen vorkämen. Der ehrliche Sebaldus kannte die grosse Welt nicht, die die Engländer high-life nennen. Speculation war die Welt in der er lebte, und jede Meinung war ihm so wichtig, als kaum manchem andern eine Handlung. Daher ist dieses Werk auch gar nicht für die große Welt, sondern – deutsch heraus zu reden – nur für Gelehrten von Profession geschrieben. Wir hoffen nicht von der halbunangekleideten Schöne am Nachttische gelesen zu werden, die indem sie den Grazien opfert, auf Tant mieux pour elle einen schrägen Blick wirft; nicht von dem piruettirenden Petitmaiter, beym Aufstehen oder Frisiren, auch nicht wenn er en Chenille mit ungepuderten Haaren und hochaufgebundenem
Cadogan von Toilette zu Toilette schwärmt; nicht von dem Hofmanne, der den Wink des Fürsten und des Ministers zu studieren versteht und alle Galatage an den Fingern herbeten kann; nicht von dem Spieler; nicht von der Buhlschwester; nicht von –
Ist aber irgendwo ein hagerer Magister, der das ganze unermessliche Gebäude der Wissenschaften aus einem Kapitel seines ontologischen Compendiums übersieht; ein feister Superintendent, der alle Falten der Dogmatik aufhebt, worinn eine Ketzerey verborgen seyn könnte; ein weiser Schulmann, der über Handel Manufacturen und Luxus, Programmen geschrieben hat; ein Student mit der Kennermine, der auf Universitäten die Kunst aus dem Grunde studiert; ein belesener Dorfpastor, der die Statistik verbessern will, und über die politische Regierungskunst gelehrte Rathschläge geben kann; – so mögen sie hinzutreten und sich an dem Mahle weiden, welches hier ihrem Geiste aufgetischt wird.
Dies ist wenigstens die Gattung Leser die wir uns gewiß versprechen, ob wir aber auch Leser anderer Art erhalten werden, ist eben so ungewiß, als das Schicksal überhaupt, welches dieses Werk und dessen Verfasser zu erwarten haben. Freilich ist zu vermuthen, daß durch viele Erzählungen, Spaltungen in der Kirche erregt werden möchten, und daß man in verschiedenen Meinungen, Abweichungen von den allgemeinen symbolischen Büchern, und von den besondern formulis committendi einzelner Kirchen entdecken könnte. Man wird vielleicht daraus schliessen, daß der Verfasser das Staatsrecht nicht verstehe, und daß er im Kirchenrechte gefährliche Neuerungen einzuführen zur Absicht habe. Man wird sich vielleicht ins Ohr raunen, daß er verschiedene Gelehrsamkeit nicht für Gelehrsamkeit, verschiedene Gelehrten nicht für gelehrt, und verschiedene berühmte Leute nicht für berühmt halte u. s. w.
Man könnte ihn sonach etwa zum Scheiterhaufen verdammen, in den
Bann thun, in eine Vestung schicken, oder auch ein Buch wider ihn schreiben, ein Pasquill wider ihn machen, oder ihm in einer Recension beweisen, daß er kein gutes Herz habe, sondern ein hämischer und boshafter Mensch sey.
Doch vielleicht könnte auch von allem diesem nichts geschehen.
Vielleicht lieset niemand dieses Buch, niemand findet etwas besonders darin, und es erregt vielleicht bloß die vorübergehende Aufmerksamkeit eines Gewürzkrämers, der schon bey sich überdenkt, welche dauerhafte Caffedüten aus dem haltbaren Papiere könnten gemacht werden.
Es dürften sich auch wohl einige wenige Leser finden, die sich
an dem Leben des Sebaldus, bloß weil er ein ehrlicher aufrichtiger
Mann ist, eine Viertelstunde ergötzen, oder von seinen Meinungen Gelegenheit nehmen möchten, über gewisse Materien weiter nachzudenken; da dies aber offenbar bey weitern die kleinere Anzahl seyn kann, so werden sie eben nicht in Anschlag kommen.
* Moritz August vonThümmel: Wilhelmine
oder der vermählte Pedant, Leipzig 1764. Ein zeitgenössisches
Erfolgsbuch, das die Verlobung und Hochzeit der Kammerzofe Wilhelmine mit dem Landpfarrer Sebaldus Nothanker erzählt und dabei satirisch das Leben am Hofe eines Duodezfürsten schildert.
Inhaltsangaben:
Inhalt des ersten Bandes.
Vorrede.
Erstes Buch.
Erster Abschnitt: Erste Monate, nach Sebaldus und Wilhelminens
Verheurathung. Sebaldus Charakter. Beider gelehrte Beschäftigungen.
Geburt eines Sohnes gegen das Ende der ersten neun Monate. Marianens Geburt
und Erziehung, Charlottens Geburt.
Zweyter Abschnitt: Häusliche Zufriedenheit dieser
Familie. Charakter des Buchhändlers Hieronymus. Sein Buchhandel, Korn-
und Viehhandel. Seine Beförderung des Kunstfleißes in seinem
Vaterlande. Stauzius Einweihungspredigt der abgebrannten und wieder neugebauten,
St. Bartelskapelle. Wilhelmine bewegt den Sebaldus, vom Tode für
das Vaterland zu predigen. Nach dieser Predigt nehmen zehn Bauerkerle
Dienste. Beide Eltern empfangen Nachricht, daß ihr Sohn von der Universität
entwichen und Kriegsdienste genommen habe.
Dritter Abschnitt: Charakter des Consistorialpräsidenten
und des Generalsuperintendenten, D. Stauzius. Sebaldus wird wegen seiner
Predigt vor das Konsistorium gefordert, fiskalisch angeklagt und vertheidigt,
wird seines Amts entsetzt. Wilhelmine wird vor Schrecken krank.
Vierter Abschnitt: Mag. Tuffellus erscheint vor Sebaldus
Thür, verlangt die Räumung des Pfarrhauses. Wilhelmine bewegt
ihren Mann, in der Residenz Protektion zu suchen.
Fünfter Abschnitt: Sebaldus geht nach der Stadt.
Indessen treibt Tuffelius die Familie aus dem Pfarrhause. Ein Bauer nimmt
sie auf. Sebaldus macht dem Hofmarschall seine Aufwartung, so wie auch
dem Grafen von Nimmer. Kommt ohne Hülfe zurück.
Sechster Abschnitt: Wilhelmine wird kränker, Charlottchen
bekommt die Pocken. Die letztere stirbt. Wilhelmine stirbt auch. Hieronymus
besucht die unglückliche Familie.
Siebenter Abschnitt: Hieronymus besorgt die Beerdigung
der Leichen, und nimmt Sebaldus nebst Marianen zu sich; Sie werden vom
D. Stauzius abgekanzelt, ohne es zu wissen. Hieronymus verschaft Marianen
eine Stelle, als französische Hofmeisterinn. Sie nimmt deshalb einen
französischen Namen an, und reiset nach dem Gute der Frau von Hohenauf.
Zweytes Buch.
Erster Abschnitt: Hieronymus nimmt den Sebaldus mit sich
nach Leipzig, und verschafft ihm die Stelle eines Korrektors bey einigen
Druckereyen. Sebaldus Gespräch mit einem Magister über die Uebersetzungsmanufakturen.
Zweyter Abschnitt: Gespräch mit Hieronymus eben
darüber.
Dritter Abschnitt: Sebaldus entdeckt, unvorsichtiger
Weise, seine Meinung von Uebersetzungsmanufakturen und von der Apokalypse,
wodurch er seine Korrekturen verlieret, und sich aus Armuth in einen Keller
bey einem Markthelfer begeben muß. Daselbst findet er einst den Sohn
des D. Stauzius, der den Soldaten entsprungen ist, und nimmt ihn auf. D.
Stauzius kommt, seinen Sohn zu befreyen. Sebaldus wird auf die Hauptwache
gesetzt und von einem Unterofficier zu seinem Major gebracht. Charakter
des Majors. Sebaldus befreyet den Sohn des D. Stauzius und schlägt
das ihm vom Major geschenkte Lösegeld aus.
Vierter Abschnitt: D. Stauzius verspricht dem Sebaldus
eine andere Versorgung in seinem Vaterlande. Vergebliche Hoffnung, schlechter
Erfolg. Der Präsident will ihn fiskalisch anklagen lassen. Sebaldus
reiset nach Berlin, wird von Strassenräubern verwundet und beraubt.
Drittes Buch.
Erster Abschnitt: Charakter der Frau von Hohenauf. Vorschrift
für Marianen zur Erziehung der beiden jungen Fräulein, und zu
ihrem eignen Verhalten.
Zweyter Abschnitt: Herkunft der Frau von Hohenauf. Charakter
der beiden Fräulein. Erfolg ihrer Erziehung.
Dritter Abschnitt: Der junge Säugling, der Neffe
der Frau von Hohenauf, kommt auf ihrem Gute an. Charakter desselben.
Vierter Abschnitt: Nähere Bekanntschaft Säuglings
mit Marianen. Auf ihre Veranlaßung, macht er ein Schäferspiel
zur Feyer des Geburtsfestes der Frau von Hohenauf. Zweck dieser Feyer,
die Erlösung eines armen Pachters aus dem Gefängnisse. Folgen
derselben, die näher geknüpfte Freundschaft zwischen Marianen
und Säugling.
Fünfter Abschnitt: Säugling verliebt sich in
Marianen; Erklärt ihr nach langer Zurückhaltung seine Liebe;
Wird von der Frau von Hohenauf behorcht; Muß mit seinem Hofmeister
Rambold nach der Universität reisen; Er sendet ihr eine Heroide, unter
dem Namen des Leanders an die
Hero, welche Mariane sich nicht
zu beantworten getrauet.
Sechster Abschnitt: Säugling, auf Rambolds Anrathen,
besucht Marlanen heimlich. Er wird von der Frau von Hohenauf entdeckt,
Mariane wird eingesperrt, und endlich zur Gräfinn von *** als Gesellschafterinn
gesendet.
Inhalt des zweyten Bandes.
Viertes Buch.
Erster Abschnitt: Sebaldus findet auf der Landstraße
nach Berlin, einen Pietisten. Gespräch mit demselben von dem Verderben
der menschlichen Natur, und von der alleinwirkenden Gnade. Sie übernachten
in Wusterrnark.
Zweyter Abschnitt: Sie gehen weiter. Der Pietist versichert,
daß in Berlin keine Religion und keine christliche Liebe sey.
Dritter Abschnitt: Beschreibung des Thiergartens vor
Berlin, wo der Pietist eine Bußpredigt zu halten versucht. Sie gehen
in Berlin ein. Der Pietist nimmt an einer Ecke vom Sebaldus Abschied, und
dieser gehet in eine Kirche, wo ein Kandidat,
von der wahren christlichen
Liebe, prediget.
Vierter Abschnitt: Sebaldus sucht vergeblich Hülfe,
bey dem Kandidaten der gepredigt hat, bey einem Separatisten, bey einer
liederlichen Gesellschaft, bey dem Pietisten, seinem Reisegefährten.
Endlich sinkt er, ermattet, unter dem Bogengange der Stechbahn nieder,
wo ihn ein Armenschulmeister findet, und in sein Haus aufnimmt.
Fünfter Abschnitt: Sebaldus beschäftigt sich
auf Anrathen seines Wirthes, mit Notenschreiben. Er lernt dadurch Herrn
F. kennen, von welchem er zu dem Major, den er in Leipzig gekannt hatte,
geführt wird.
Sechster Abschnitt: Hr. F. erzählt dem Sebaldus
auf einem Spaziergange, seine Geschichte. Gespräch von den Religionsgesinnungen
der Einwohner von Berlin.
Siebenter Abschnitt: Gespräch eines Predigers mit
einem Kandidaten, vom Wesen des Predigtamts und von der Heterodoxie.
Achter Abschnitt: Gespräch zwischen Herrn F. und
Sebaldus, von symbolischen Büchern, und von Veränderung der Glaubenslehren.
Fragment einer Handschrift,
historische Versuche über Berlin,
betitelt: von der Geschichte der Hüte und Mäntel der berlinischen
Geistlichkeit.
Neunter Abschnitt: Sie wollen den Major besuchen. Sie
treffen im Hause den Armenschulmeister an, dem von den Bedienten eines
Edelmanns übel begegnet wird. Er erzählt die Geschichte der Verführung
seiner Tochter. Der Major setzt den Edelmann deshalb zur Rede, fodert ihn
auf der Stelle heraus, und wird von dessen Kammerdiener, von hinten zu,
tödlich verwundet.
Zehnter Abschnitt: Unterredung des Sebaldus, mit dem
Major, auf dem Todtenbette. Der Major stirbt.
Eilfter Abschnitt: Der Prediger verdammt den Major, weil
er Gottes Wort nicht für Gottes Wort gehalten, die Sakramente nicht,
als von Gott gegebene Gnadenmittel, gebraucht habe, und so in seinen Sünden
gestorben sey. Sebaldus will ihn nicht verdammen.
Zwölfter Abschnitt: Der Umgang des Herrn F. mit
Sebaldus, wird laulich. Hr. F. empfiehlt ihn zu einer Landschulmeisterstelle,
bey einem menschenfreundlichen Edelmanne, welche Stelle Sebaldus seinem
Freunde, dem Armenschulmeister abtritt. Sebaldus reiset zum Hieronymus,
um Nachricht von seiner Tochter einzuziehen.
Dreyzehnter Abschnitt: Sebaldus wird vom Hieronymus,
nach Holstein, zu einem gewesenen Kammerjunker, als Bibliothekar empfohlen.
Es gesellet sich zu ihnen, ein Verwalter zu Pferde. Gespräch unterweges,
mit einem gelehrten Reisenden von der Erklärung des Alten Testaments,
durch die arabische Sprache. Dieses Gespräch wird durch ein heftiges
Geschrey auf der Landstraße, unterbrochen.
Fünftes Buch.
Erster Abschnitt: Marianens Ankunft auf dem Gute der
Gräfinn von ***. Säugling auf seiner Reise zu seinem Vater nach
Wesel, besucht die Frau von Hohenauf, welche, wegen ihrer Absicht, ihn
mit dem Fräulein von Ehrenkolb zu vermählen, vorgiebt, Mariane
habe einen Pfarrer in Franken geheurathet. Säugling entsagt der Liebe
in einem Gedichte.
Zweyter Abschnitt: Charakter des Fräulein von Ehrenkolb,
und ihrer Mutter. Beide besuchen die Frau von Hohenauf. Das Fräulein
lobt Säuglings Gedichte, er sucht ihr wieder zu gefallen und wird
dadurch munterer, und weniger schüchtern. Als die Frau und das Fräulein
von Ehrenkolb nach ihrem Gute zurückreisen, begleitet sie Säugling
und sein Hofmeister Rambold. Ankunft eines jungen Obersten, den das Fräulein
von Ehrenkolb, schon vorher gekannt hatte.
Dritter Abschnitt: Die Ehrenkolbsche Familie, in Begleitung
des Obersten, Säuglings und seines Hofmeisters, besucht die Gräfin
von ***. Säugling findet daselbst Marianen, und sucht seine Liebe
zu erneuern. Mariane aber ist sehr zurückhaltend. Der Oberste, thut
Marianen auch einen Antrag, wird aber verächtlich abgewiesen. Rambolds
Charakter. Er sucht seine Absicht auf Marianen, durch einen Umweg auszuführen,
indem er der Frau von Hohenauf von ihrer Zusammenkunft mit Säuglingen
Nachricht giebt, und sich erbietet, sie derselben wieder in die Hände
zu liefern.
Vierter Abschnitt: Das Fräulein von Ehrenkolb, Mariane,
der Oberste, und Säugling sind, jeder vor sich, mißvergnügt.
Die Gräfinn räth Säuglingen ab, Verse zu machen. Das Fräulein
von Ehrenkolb beleidigt Mariane. Sie gehet in den Garten, findet Rambolden,
der sie in das hinter demselben gelegene Wäldchen führt, wo sie
von unbekannten Personen, in einen sechsspännigen Wagen geschleppt
wird.
Fünfter Abschnitt: Das Fräulein von Ehrenkolb
versöhnt sich mit dem Obersten. Säugling reiset zu seinem Vater,
nach Wesel.
Sechster Abschnitt: Mariane als sie einen Postwagen auf
der Landstraße erblickt, schreyet aus der Kutsche. Ein Mann zu Pferde,
will den Kutscher anhalten, und wird mit einer Pistole ins Bein verwundet.
Unterdessen springt sie aus dem Wagen, findet den Hieronymus und ihren
Vater; Sie fahren mit dem Verwundeten weiter, Sebaldus auf dem Pferde.
Er verirrt sich. Die andern fahren zur Gräfinn, wo sie sehr kalt empfangen
werden. Hieronymus, der weiter zu reisen genöthigt ist, vertrauet
Marianen dem verwundeten Verwalter an, um sie zu dem Hrn. von D*** zu bringen.
Siebenter Abschnitt: Der Verwalter verräth Marianen
dem Obersten, und liefert sie in dessen Hände. Der Oberste beunruhigt
sie aufs neue mit seiner Liebe. Sie entspringt aus dessen Hause, zu Fuße.
Sechstes Buch.
Erster Abschnitt: Sebaldus der sich von seiner Gesellschaft
verirret hat, verliert aus Unachtsamkeit auch sein Pferd. Er reiset mit
der Post zum Kammerjunker nach Holstein ab. Charakter des Kammerjunkers.
Er zeigt dem Sebaldus sein Kabinett von Alterthümern, und schaft ihm
die Stelle eines Informators, bey dem Archidiakonus Mackligius.
Zweyter Abschnitt: Charakter des Archidiakonus Mackligius.
Er trägt dem Sebaldus zugleich die Predigten in seinem Filiale auf.
Dritter Abschnitt: Wöchentliche Zusammenkunft der
Landprediger in Holstein. In derselben wird eine Predigt des Sebaldus,
wegen Behauptung der Liebe gegen Christen von andern Religionspartheyen,
angeklagt. Der Generalsuperintendent D. Puddewustius warnt deswegen den
Archidiakon Mackligius.
Vierter Abschnitt: Mackligius setzt den Sebaldus zur
Rede, der sich vertheidigt. Mackligius tauft im Filiale das Kind eines
Schiffers, mit einem reformirten Taufzeugen. Gespräch des Sebaldus
mit Mackligius über Neuerungen in der Lehre, und Toleranz. Ein Jude
kommt dazu, den beide bekehren wollen.
Fünfter Abschnitt: Mackligius und Sebaldus werden
vor dem Konsistorium verklagt. Ehrn. Wulkenkragenius hält eine Leichenpredigt
von Bewahrung der reinen Lehre, welche vieles Gezänk und einen
Auflauf verursacht. Mackligius verliert sein Filial, und dankt den Sebaldus
ab. Dieser, in der größten Noth, setzt sich, nach dem Erbieten
des Schiffers, auf dessen Schiff, um nach Ostindien zu gehen.
Inhalt des dritten Bandes.
Siebentes Buch.
Erster Abschnitt: Sebaldus leidet an der holländischen
Küste, ohnweit Egmont, Schiffbruch. Wird von einem nordholländischen
Fischer gepflegt, und zu einem Lutherischen Prediger nach Alkmaar gebracht.
Dieser nimmt ihn freundschaftlich in sein Haus auf. Ein Kaufmann aus Rotterdam
verlangt ihn zum Hofmeister seines zweyten Sohnes.
Zweyter Abschnitt: Was für ein Mann Meester Puistma
war, der reformirte Hofmeister des ältesten Sohnes. Wie er die Kinder
bisher unterwiesen hatte. Sebaldus läßt die beiden Knaben Xenophons
Denkwürdigkeiten des Sokrates und Antonins Betrachtungen
übersetzen, und stellt ihnen diese großen Männer als Muster
vor. Darüber wird er vom Puistma beym reformirten Domine Dwanghuysen
verklagt, der deshalb den Sebaldus aus dem Hause geschafft wissen will.
Dritter Abschnitt: Der lutherische Domine Ter Breidelen,
wird nebst Domine Dwanghuysen deshalb auch zu Rathe gezogen. Beide verdammen
den Sebaldus, und rathen dem Kaufmanne, ihn sogleich aus dem Hause zu schaffen.
Da Sebaldus unentschlossen ist, wohin er sich wenden soll, um vor Verfolgung
sicher zu seyn, macht ihn der Kaufmann mit der duldsamen Gesellschaft der
Kollegianten bekannt. Sebaldus reiset mit Empfehlungsschreiben nach
Amsterdam.
Vierter Abschnitt: Beym Aussteigen aus der Schuit, vor
dem Utrechter Thore zu Amsterdam, kommt dem Sebaldus ein Deutscher entgegen,
verspricht denselben in eine Herberge zu bringen, führt ihn aber in
das Haus eines Seelenverkäufers. Er wird daselbst so lange gequält,
bis er einwilligt, nach Ostindien zu gehen. Er erfährt von einem kranken
Mitgenossen seines Elendes, die Beschaffenheit der Seelenverkäuferey.
Dieser stirbt, einige andere werden krank. Man führt sie also auf
den Dyk nach Seeburg, um frische Luft zu schöpfen.
Fünfter Abschnitt: Der Geistliche aus Alkmaar, der
sich von ohngefähr in Amsterdam befand, hatte den Sebaldus auf dem
Dyk erblickt. Er verfolgt den Trupp bis an das Haus des Seelenverkäufers,
erlöset, mit obrigkeitlicher Hülfe, den Sebaldus. Der Seelenverkäufer
wird bestraft. Sebaldus, geht mit dem Geistlichen in die Versammlung der
Kollegianten. Er wird von dem Kollegianten, an den er Empfehlungsbriefe
hat, ins Haus genommen. Er hilft demselben an einem gelehrten Tagebuche.
Der Kollegiant stirbt, und vermacht ihm seine sämmtlichen Werke.
Sebaldus sezt sich auch in der Holländischen Sprache fest, übersetzt
ein Buch aus dem Engländischen, und bietet es dem Buchhändler
van der Kuit zum Verlage an.
Sechster Abschnitt: Probe, von Sebaldus Uebersetzung
aus dem Engländischen Buche.
Siebenter Abschnitt: Charakter des Buchhändlers
van der Kuit. Projekt desselben, vermittelst des Predigers de Hysel, welcher
die Uebersetzung mit hatte vorlesen hören, dem Sebaldus eine Furcht
einzujagen, die zu seinen Absichten dienlich ist. Domine de Hysel will
nichts damit zu schaffen haben. Weswegen. Van der Kuit stürzt demohnerachtet
den Sebaldus, durch ein falsches Vorgeben, in eine solche Furcht, daß
er ihm das gelehrte Tagebuch, und die sämmtlichen Werke der Kollegianten
verkauft, und in größter Eil Holland verläßt. Das
Schrecken verursacht ihm eine Krankheit, er bleibt in Sevenaer liegen.
Verzehrt alles, muß sich zu Fuße weiter schleppen, bleibt zuletzt
in einem Dorfe liegen, wo er von den Almosen, die ihm die Reisenden geben,
denen er das Heck aufmacht, sein Leben kümmerlich erhält.
Achtes Buch.
Erster Abschnitt: Sebaldus erholt sich in etwas. Er macht
einst zweyen Personen, die spazieren ritten, das Heck auf, welches Rambold
und Säugling waren. Säugling, den sein Ansehen gerührt hatte,
hohlt ihn von da ab, und bringt ihn zu einem Pachter, in dem Dorfe seines
Vaters, wo er mit Wäsche, Kleidern und Nahrungsmitteln versorgt wird.
Zweyter Abschnitt: Charakter Säuglings des Vaters.
Dieser nimmt den Sebaldus zu sich, um ihm Gesellschafft zu leisten, und
die Zeitungen vorzulegen. In denselben fanden sie die Gewinnliste einer
Zahlenlotterie. Der alte Säugling erklärt sie dem Sebaldus, und
nöthigt ihn, auch einzusetzen.
Dritter Abschnitt: Rambold kommt, als niemand zu Hause
ist, an, steckt aus Neckerey, einen vorgefundenen Brief an den jungen Säugling
zu sich. Als ihm Sebaldus vorgestellt wird, und er dessen Nahmen hört,
wird er betroffen und unruhig, erbricht in der Zerstreuung den Brief, und
reitet fort, sobald er ihn gelesen hat.
Vierter Abschnitt: Nachdem Mariane dem Obersten entsprungen
war, ließ sie sich von Dorfe zu Dorfe fahren, und kam ins Westphälische.
Sie mußte, wegen eines Ungewitters, in einem Hause im Walde, abtreten.
Sie entschließt sich daselbst zu bleiben, und endlich auch Säuglingen
ihren Aufenthalt zu melden. Dieß war eben der Brief, den Rambold
erbrochen und gelesen hatte. Rambold besucht heimlich Marianen, giebt vor,
Säugling sey gestorben, sucht sich in ihre Gunst zu setzen, und denkt
sie zu heurathen.
Fünfter Abschnitt: Charakter der Frau Gertrudtinn
und der Jungfer Anastasia Gertrudtinn. Der junge Säugling unterhält
sich öfters mit der leztern, welches seinen Vater und ihre Mutter
aufmerksam macht.
Sechster Abschnitt: Die Säuglingische Familie, wird
in die Stadt zu der Frau Gertrudtinn zu Mittage eingeladen. Die Jungfer
Anastasia bietet alle ihre sittsamen Reizungen auf, um den jungen Säugling
zu fesseln. Ein Freywerber giebt dem alten Säugling, wegen dieser
Heurath, einen Wink. Sie werden eins, die Gertrudtische Familie den zweyten
Tag auf des alten Säuglings Gut zu bitten, wo die Sache in Ueberlegung
genommen werden soll. Beym Zurückfahren an einem schönen Abend
steigt der junge Säugling aus dem Wagen, um im Walde zu Fuße
zu gehen. Er höret, unvermuthet, eins von seinen Liedern singen, und
findet Marianen.
Siebenter Abschnitt: Säugling besucht Marianen den
folgenden Tag. Sie bestätigen ihre Verbindung. Sie wechseln Ringe.
Rambold kommt dazu, will voll Zorn Säuglingen überfallen, und
wird von dem Westphälischen Bauer mit einem Hebebaume abgewiesen.
Neuntes Buch.
Erster Abschnitt: Säugling der Vater, schlägt
die Jungfer Anastasia seinem Sohne zur Braut vor. Der Sohn berichtet hingegen,
daß er in einer Schäferhütte im Walde, das Mädchen
gefunden habe, das er liebe. Der Vater wird darüber sehr betreten.
Erblickt zugleich den Ring an seines Sohnes Finger. Sebaldus erkennet daran,
daß seine Tochter dessen Geliebte sey. Sebaldus und der junge Säugling
fahren zu ihr, und weil dieser nicht von ihr scheiden will, nimmt sie Sebaldus
mit zurück.
Zweyter Abschnitt: Die Frau Gertrudtinn, kommt ohne ihre
Tochter zum Mittagsmahle, weil dieselbe krank worden. Der Herr von Haberwald
erzählt halb betrunken, den Unfall der Jungfer Anastasia. Säugling
stellt Marianen seinem Vater vor. Sie versichert, daß sie ohne seine
Einwilligung seinem Sohne nie die Hand geben werde. Sebaldus bekräftigst
dieses.
Dritter Abschnitt: Der junge Säugling sucht die
Einwilligung seines Vaters zu erhalten, die ihm abgeschlagen wird. Sebaldus
findet beym Vorlesen einer Zeitung, daß er eine Quaterne von funfzehntausend
Thalern gewonnen hat. Der alte Säugling giebt nunmehr seine Einwilligung.
Vierter Abschnitt: Rambold sucht, um sich zu rächen,
den jungen Säugling, wegen seiner Liebe zu Marianen, bey seinem Vater
zu verläumden. Wer Rambold eigentlich gewesen sey.
Lezter Abschnitt: Säuglings Verbindung mit Marianen
wird vollzogen. Nachricht was sich mit Säugling, Marianen, der Frau
von Hohenauf, der Gräfinn von ***, D. Stauzius, Hieronymus, Rambold,
und Herrn Sebaldus Nothanker, seitdem zugetragen habe. Sebaldus Kommentar
über die Apokalypse, soll auf Subscription gedruckt werden.
Zuverläßige Nachricht von einigen nahen
Verwandten des Hrn. Magister Sebaldus Nothanker. Aus ungedruckten Familiennachrichten
gezogen.
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